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Die Geschichte des 'Renan Briefs'

Mischfrankatur Basler Taube 2 ½ Rp. lebhaftblau im waagrechten Paar in Kombination mit einer Bundesmarke von 1850 Rayon II gelb zu 10 Rp. 10 Rp., alle Werte sauber entwertet mit eidgenössischen Rauten übergehend auf Brief von Basel (6. Nov. 1851) nach Renan im Berner Jura. Die Frankatur entspricht dem Porto der 2. Gewichtsstufe im Briefkreis II.

Der Brief stammt aus der Übergangszeit von der Kantonalpost zur eidgenössischen Postverwaltung 1850/51.

Der ‚Renan Brief‘ ist der wichtigste Basler Taube Brief in privater Hand. Der andere wichtige Basler Taube Brief, frankiert mit sechs Basler Tauben nach Kreuzlingen, befindet sich ‚in  ewiger Gefangenschaft‘ im Museum für Kommunikation in Bern.

Die Kombination von Basler Taube 1845 und eidgenössischer Bundesmarke zeigt gleich drei Stufen postgeschichtlicher Entwicklung auf:

  1. Die Verwendung der Basler Taube  als  Lokalmarke zu 2 ½  Rp. für den Gebrauch innerhalb der Stadt und des Kantons Basel.
  2. Die gelbe Rayon II Marke zu 10  Rp. für das nationale Porto. Die Basler Tauben wurden von der eidgenössischen Postverwaltung auch nach der Währungsreform von 1850 zur Deckung des Portos bis 1854 akzeptiert.
  3. Die gelbe Rayon II Marke zu 10 Rp. war die  erste Schweizer Marke, die  auch im Ausland  gültig war,  gem. dem Postvertrag mit dem Deutsch – Österreichischen Postvereins (DÖPV). 

Der ‚Renan Brief‘ lässt sich seit mehr als 100 Jahren zurück verfolgen:

1894: In einem Artikel über die Internationale Briefmarkenausstellung von Genf berichtete die Schweizer Briefmarkenzeitung (SBZ) in der Ausgabe vom 25. Oktober über die Sammlung von F. Schöllhorn aus Winterthur folgendes: “Ein feines Stück war ein Brief mit zwei Basler Täubchen neben einer gelben RAYON Marke, welche im Jahr 1851 als eidgenössische Postmarken verwendet wurden….(Abstempelung: schwarze kleine Rauten)“

1920:  Die ‘VSPV-Zentrale’ für Briefmarkenprojektionsbilder, herausgegeben vom St. Galler Briefmarkenverein, erwähnte den ‚Renan Brief‘  und  wurde in der Neuausgabe von 1938 nochmals erwähnt.

1954: Der bekannte Briefmarkenhändler Ernst Müller aus Basel offerierte den ‚Renan Brief‘ in seinem Briefmarkenmagazin ‚Die Basler Taube Nr. 12/1954‘ auf der Titelseite mit der Schlagzeile: „Das gibt’s nur einmal“. Im Text schreibt Ernst Müller: ”…Basler Taube (lebhaftblaue Nuance) im Paar, zusammen mit einer RAYON II auf Brief von Basel nach Renan (Jura, Bernois, zwischen St-Imier und La Chaux de Fonds) vom 6. November 1851. Dieser Brief hat Jahrzehnte lang still in einer Sammlung geschlummert und ist in keinem Katalog verzeichnet, jetzt aber verkäuflich. Attest vorhanden…“.

1959: Anton Abele erwähnt und beschreibt den ‚Renan Brief‘ in seiner Publikation „A propos Altschweiz“ in seinem Artikel: „von Tauben und Täuberichen“.

1966: Der Schweizer Prüfer und Experte  André Nussbaum bestätigt in seinem Attest folgendes: “…Briefseltenheit ersten Ranges….der Reliefdruck der Tauben ist besonders deutlich und präzis ausgeprägt, während die Farben von selten leuchtender Farbe sind...”

1967:  Das Frankfurter Briefmarkenauktionshaus Arnold Ebel offeriert den ‘Renan Brief’ auf der Titelseite des Auktionskatalogs und beschreibt den Brief folgendermassen: “… Unzweifelhaft eine der schönsten und interessantesten Weltraritäten der klassischen Philatelie…. Ausruf: DM 275.000,-”

1970er Jahre: Der ‘Renan Brief’ ist das Highlight der Altschweiz-Sammlung von Hans Leemann von Arlesheim BL und wurde später von Ernst Müller Basel erworben.

1991: Der ‘Renan Brief’ wurde in der Corinphila Auktion vom September 1991, als Los 1903 zu einem Schätzpreis von CHF 150.000 offeriert und wurde für CHF 340'000 zugeschlagen.

1999: Der ‘Renan Brief’ wurde vom bekannten Sammler Silvain Wyler aus Rapperswil (Schweiz) erworben  und war das Schlüsselstück seiner mit  International Grossgold prämierten Sammlung „SEEBUB“ an der IBRA in Nürnberg, Deutschland

2006: Die Sammlung SEEBUB (Silvain Wyler) wurde in der Buchreihe  EDITION D’OR Vol. IX veröffentlicht  und auf der Umschlagseite abgebildet.  Silvain Wyler wertete seinen ‘Renan Brief’ als das wohl wichtigste Stück in seiner Altschweiz Sammlung.