Es ist wohl das erste Mal, dass mit diesem Band 60 der „Edition d’Or-Buchreihe des Global Philatelic Network ein Dokumentationsband zu einer Sammlung das zweite Mal erscheint. Denn bereits mit Band 28 wurde 2011 diese Sammlung der Extraklasse auf 156 Seiten präsentiert. Nunmehr sind es 183 Seiten, wobei der quantitative Zuwachs von fast 20 Prozent weit von der qualitativen Bereicherung übertroffen wird. Denn der bekannte Griechenland-Spezialist Andreadis hat keine Mühen und Mittel gescheut, noch weit mehr Seltenheiten und Raritäten in den letzten zehn Jahren seiner damals bereits mehrfach mit Großgold ausgezeichneten Sammlung einzuverleiben. 2018 gewann sie bereits in Jerusalem den Grand Prix International, auch ein Zeichen dafür, dass man es hier wahrlich mit einem Ausnahmeexponat zu tun hatte.
Dies macht bereits der Buchumschlag resp. die erste Seite der Sammlung deutlich, in der sich nun der Künstlerentwurf des französischen Briefmarkenstechers Albert Barre befindet, der Natalis Rondot, einem legendäre Pionierzeitphilatelisten, den von einer französischen Marke von 1853 abgeleiteten Entwurf widmete. Der Cereskopf war durch den Hermeskopf ersetzt, der fortan die ersten griechischen Ausgaben zierte. Barrés Entwurf für das Design der großen Hermesköpfe ist nur einmal in dieser Ausführung bekannt, wobei sich in der Andreadis-Sammlung zahlreiche weitere Platten- und Druckproben sowie Essays befinden, die häufig ähnlich rar sind.
Was das Sammeln dieser ersten Ausgaben Griechenlands nicht gerade erleichtert, sind die verschiedensten Drucke, die der Experte unterscheidet. Es beginnt mit den Pariser Drucken (1861), gefolgt von verschiedenen provisorischen und endgültigen Athenerdrucken (1862–1867). Drucke von gereinigten Platten (1867–1869) folgten, auch Athener Hartdrucke (1870) und dann erneut Drucke von gereinigten Platten (1871–1872 sowie 1873). Drucke auf ‚gemaschtem‘ Papier sind ebenso bekannt wie neue Wertstufen ab 1876, cremefarbenes Papier (1875–1880) und Farbänderungen (1882). Damit es für den Sammler nicht allzu einfach wird, überhaupt noch durchzuschauen, sind die rückseitigen Kontrollziffern zu erwähnen, die fast ein Spezialgebiet für sich sind. Wem dann noch nicht die Luft ausgegangen ist, der darf sich den seltenen Misch- und Kombinationsfrankaturen widmen oder einer Legende für sich: den „Solferinos“, dem 40 Lepta Fehldruck. Der Farbfehldruck gehört zu den größten Weltraritäten, den die Philatelie kennt. Zwar gibt es derer 13 bekannte Exemplare, aber in Andreadis Sammlng ist der einzige auf Briefstück. Dazu sogar noch ein Paar!
Apropos Paare: Andreadis dokumentiert in seiner Kollektion von zahlreichen Werten große und zuweilen die größten erhaltenen Einheiten, teils sogar auf Brief. Und dies in einer Fülle und in hervorragender Qualität, die besticht. Alles ist in englischer Sprache genau beschrieben und damit wird aus dieser Dokumentation eine Art Handbuch der griechischen Philatelie, die dem Experten wie dem Anfänger wertvolles Wissen über das, was es gibt, aber auch über das, was man vielleicht selbst nicht besitzen kann, vermittelt.
Das Hardcover-Buch ist in der für die Buchreihe üblichen hervorragenden Qualität ausgeführt, so dass das Buch für 79 CHF zzgl. Porto eine Empfehlung wert ist.
— Wolfgang Maaßen (AIJP)
Format 25,5 x 34 cm, 192 Seiten, zahlr. Farbabb., Hardcover mit Schutzumschlag, Zweisprachig Englisch/Deutsch, Sammlungsseiten nur in Englisch