Man kann den Anspruch dieser Buchreihe, die „bedeutendsten Briefmarken-Sammlungen unserer Zeit“ zu dokumentieren, durchaus wörtlich nehmen, denn auch dieser neue Band der EDITION D‘OR-Reihe ist ein weiterer Beleg dafür. Man muss wohl wahrlich vom „philatelistischen Affen“ gebissen worden sein, um solch ein schwieriges, vielen eher völlig unmögliches Thema zu sammeln. Einzelne exemplarische Gebiete dieser Art, wie z.B. die Ausgaben der Steam Navigation Company, erscheint machbar. Aber den Anspruch zu haben, die Markenausgaben aller privaten Schifffahrtsgesellschaften vor 1900 zu sammeln, scheint doch eher ein Ding der Unmöglichkeit.
Der Grund liegt auf der Hand: Zahlreiche Markenausgaben solcher Linien sind selbst im Vergleich zu den Mauritius-Post-Office-Marken selten. Das engt den Spielraum bereits stark ein, zumal man überhaupt das Glück haben muss, an solche Marken und Belege heranzukommen. Dafür sind Geduld, Ausdauer, Wachsamkeit und insbesondere das beharrliche Streben nach Perfektion vonnöten.
All dies ist von dem Schweden Jan Berg (geb. 1959) bekannt. Berg hat zwei Hobbys: seine Firma – er ist Inhaber eines erfolgreichen Unternehmens für Gebäudeautomatisierung – und eben seit seinem 7. Lebensjahr die Philatelie. Er begann seine Ausstellungskarriere 1975 mit einer thematischen Sammlung („Elefanten“) und trat nach längerer Pause 2001 mit einer sehenswerten Samoa-Sammlung wieder an, die 2015 in Singapur mit dem Grand Prix ausgezeichnet wurde. Lesenswert in dieser 58. Ausgabe der EDITION D‘OR ist bereits das Sammlerporträt, das von seinem Freund und passionierten Philatelisten Jonas Hällström über geschrieben wurde. Hällström hebt auch besonders auf die Gestaltung dieser Raritäten-Kollektion ab, die in ihrer Perfektion und Nutzung des Weißraumes kaum ihres Gleichen kennt. Allein schon daraus kann man viel lernen.
Noch lehrreicher ist allerdings die Kollektion selbst, die seit 2010 sieben Mal mit Gold, von 2015–2018 sechsmal mit Groß-Gold und zweimal in Skandinavien mit einem Grand Prix ausgezeichnet wurde. Diese Medaillenflut hat Berg zweifelsohne verdient, denn auf den 136 Seiten seines Exponates sind zahlreiche Namen privater Schifffahrtsgesellschaften zu finden, die den meisten Lesern bis dato kaum geläufig gewesen sein dürften. Berg gliedert die Fülle dieser Linien in sechs Kapitel, von Interkontinental über die Karibik und Amerika, bis hin zu Europa, Australasien und Afrika inkl. der Suez Canal Co. Dabei gelingt es ihm, jede Linie mit seltensten Objekten ihrer Marken, aber auch deren Verwendung im Briefverkehr nachzuweisen. Zudem hat er zahlreiche Essays, Probedrucke und Farbproben eingeschlossen, wie man beispielhaft bei den Ausgaben der Pacific Steam Navigation Company sehen kann.
— Wolfgang Maaßen (AIJP)
176 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, in Englisch und Deutsch